Workshop: Obertöne und ihr Einfluss auf den Chor-Klang

(In-house => Termine auf Anfrage)

 
In diesem Workshop möchte ich und Chorsängern und Chorleitern Werkzeuge an die Hand geben, die zu einem homogenen Chorklang und zu einer sicheren, reinen Intonation führen. Nebenbei wird die Klang-Wahrnehmung und das gegenseitige Zuhören geschult.

Das Bewusstsein für die Obertöne hilft, den Chorklang homogener und voller werden zu lassen, und vor allem auch bei der Intonation und Stabilität. Dafür braucht man kein richtiger Obertonsänger zu sein, es reicht, ein bewußteres Hören und Wahrnehmen der Obertöne zu entwickeln, und damit einhergehend bekommt man eine bessere Kontrolle über die Nuancen von Vokalfarben. Durch die Wahl der geeigneten Vokalfarben kann man die korrekte Intonation zwischen den Stimmen deutlich erleichtern. Man bekommt einen reineren, sauberen Chorklang, ohne sich anstrengen zu müssen.


Was haben Obertöne mit Chorgesang zu tun?

Jeder von einem Menschen gesungene Ton enthält in sich - ohne dass wir uns dessen normalerweise bewusst sind – zusätzlich zum Grundton eine Vielzahl von Obertönen. D.h. er ist in Wirklichkeit nicht ein Ton, sondern ein ganzer, komplexer Akkord, bestehend aus bis zu 70 Teiltönen(1). Dieser Akkord ist immer in absolut perfekter, reiner Stimmung. Er enthält u.a. den Dur-Dreiklang, die Natur-Septime, die None und weitere Intervalle.
Die Obertöne werden normalerweise nicht bewusst wahrgenommen, weil wir nicht darauf fokussiert sind. Die Obertöne kommen zwar einzeln im Ohr an, sie werden jedoch anschliessend vom Gehirn zusammengefasst, und wir erhalten z.B. die Information “Jemand singt einen Ton auf der Tonhöhe C, mit dem Vokal O”. Es ist jedoch relativ einfach und schnell möglich, unsere Wahrnehmung so zu verändern, dass wir wieder mehr einzelne Obertöne wahrnehmen. Diese neue Wahrnehmungsfähigkeit bietet uns im nächsten Schritt tolle Möglichkeiten, den Chorklang und die Intonation zu beeinflussen.

 

Vokale steuern die Obertöne – Obertöne steuern die Vokale

Der Ton des Sängers entsteht im Kehlkopf – mitsamt den ganzen Obertönen. Hier sind alle Obertöne gleichmäßig laut, d.h. sie nehmen kontinuierlich nach oben hin leicht ab. Dies ist der “neutrale” Klang der Stimme, den wir so aber niemals zu hören bekommen. Denn bevor der Ton das Trommelfell eines Zuhörers (oder Mitsängers!) erreicht, durchläuft er zunächst den sog. Vokaltrakt des Sängers, also Hals/Rachen und Mundhöhle. Dort wird der Klang zu einem sog. Vokal gefärbt. Physikalisch betrachtet geschieht dies, indem bestimmte Frequenzen gefiltert, also durch Resonanz verstärkt oder abgesdämpft werden. Für jeden Vokal, wie A, E, I usw. werden durch muskuläre Einstellungen im Vokaltrakt (Zunge, Mund, Lippen etc.) Resonanzräume verändert und dadurch ganz spezifische Frequenzen verstärkt und andere gedämpft.
Wenn nun der “neutrale” Klang aus dem Kehlkopf diesen im Vokaltrakt gebildeten Filter durchläuft, werden im Ergebnis bestimmte Obertöne verstärkt oder gedämpft. Dieser Effekt ist subtil, aber durchaus hörbar, und tritt immer auf wenn wir singen(2). Durch gezielte Wahl eines spezifischen Vokals, und der damit automatisch einhergehenden Verstärkung eines ganz bestimmten Obertons, können wir zweierlei für den Chorklang entscheidende Effekte beeinflussen:

(1) Die perfekte Angleichung des Vokals innerhalb einer Gruppe von Sängern (z.B. innerhalb einer Stimmgruppe, aber auch stimmgruppenübergreifend). Dadurch wird der Klang homogen und harmonisch.
(2) Die Unterstützung einer sauberen, reinen Intonation ohne Anstrengung - durch geschickte Ausnutzung der natürlichen Harmonie der in unserer Stimme enthaltenen, perfekt reinen Obertonstruktur.

In der Praxis üben wir das so:

1. Schritt: Vokale steuern die Obertöne:
Im ersten Schritt benutzen wir die uns allen vertrauten normalen deutschen Vokale und “produzieren” damit die Obertöne – ganz so wie wir es immer schon gemacht haben, wenn wir unterschiedliche Vokale singen, nur mit dem Unterschied, dass wir lernen die Obertöne mehr und mehr bewusst aus dem Stimmklang herauszuhören.
2. Schritt: Obertöne steuern die Vokale
Im zweiten Schritt gehen wir den Weg umgekehrt, d.h. wir benutzen die Vorstellung bestimmter Obertöne und beobachten, welche Vokale sich daraus ergeben.

Jetzt haben die Chorsänger die Grudlage geschaffen, sie haben gelernt, wie sie die Vokale genau einstellen und untereinander exakt angleichen können, und sie können einen ausgewählten Oberton subtil hervorheben, um damit der harmonischen Funktion eines gesungenen Tons gerecht zu werden und sich und den anderen Stimmen das “Einrasten” ihrer Töne im Akkord zu ermöglichen.

 

Inhalte des Workshops:

 

Praktische Infos zum Workshop:

 

Referent: Timber A. Hemprich – Obertonsänger, Komponist, Performer

 

Anmerkungen:

1) Die Anzahl der hörbaren Obertöne hängt im wesentlichen von der gesungenen Tonhöhe ab; desweiteren auch von dem gewählten Vokal, dem Grad des Stimmschlusses (“closed quotient”) u.s.w. Bei einem tiefen Bass-Ton (z.B. “großes G”) fallen mehr Obertöne in den hörbaren Bereich, als bei einem hohen Ton vom Sopran (z.B. f2). Messungen mit speziellen Messmikrofonen haben gezeigt, dass das Obertonspektrum der menschlichen Stimme über den hörbaren Bereich bis in den Ultraschallbereich hinein reicht.

2) Ich spreche hier von ganz normalen, natürlich klingenden Vokalen, nicht von der extremen Verstärkung der Obertöne, wie sie beim eigentlichen Obertongesang praktiziert wird. Diese wird durch extreme, “unnatürliche” (im Sinne von: nicht in unseren europäischen Sprachen vorkommende) Vokale erreicht, was nicht Gegenstand dieses Workshops ist.